Am 9. November 1938 wurde Judenhass in Nazi-Deutschland zur offiziellen Staatsräson. Synagogen brannten, jüdische Geschäfte wurden geplündert, Jüdinnen und Juden wurden bespuckt, misshandelt, ermordet. Dieser furchtbare Weg mündete in der systematischen, industriellen Vernichtung von 6 Millionen Menschen jüdischen Glaubens, der Shoah.
Nie wieder! haben viele in Deutschland seither gesagt. Nie wieder darf Antisemitismus hier Raum gewinnen. Nie wieder sollen Jüdinnen und Juden sich hier bedroht und ausgegrenzt fühlen.
Nie wieder! haben viele in Deutschland seither gesagt. Nie wieder darf Antisemitismus hier Raum gewinnen. Nie wieder sollen Jüdinnen und Juden sich hier bedroht und ausgegrenzt fühlen.
Und heute? Am 9. November 2023 schicken jüdische Eltern ihr Kind nicht zur Kita, gehen jüdische Schulkinder mit Bauchweh zum Unterricht, überlegen jüdische Familien, ganz fortzuziehen.
Doch wohin? Was heißt das „Nie wieder!“ der vergangenen Jahre im Angesicht des grausamen Terroranschlags der Hamas, im Angesicht all des Leids, das in Israel und Palästina so vielen Menschen - wie immer zumeist zivilen Opfern – widerfährt?
Um es klar zu formulieren:
Darf man vor dem Hintergrund der historischen Verantwortung hier in Deutschland Israels Politik überhaupt kritisieren? Ich meine, ja.
Darf man hier in Deutschland in diesen Wochen auch das Leid der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen benennen? Ich meine, ja.
Darf man hier in Deutschland die Gewalt radikaler jüdischer Siedler gegen Bewohner der Westbank anprangern? Ich meine, dass muss man sogar, um der unbedingten Menschenwürde willen, die allen gilt.
Darf man vor dem Hintergrund der historischen Verantwortung hier in Deutschland Israels Politik überhaupt kritisieren? Ich meine, ja.
Darf man hier in Deutschland in diesen Wochen auch das Leid der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen benennen? Ich meine, ja.
Darf man hier in Deutschland die Gewalt radikaler jüdischer Siedler gegen Bewohner der Westbank anprangern? Ich meine, dass muss man sogar, um der unbedingten Menschenwürde willen, die allen gilt.
Um all das und um das Wo und Wann und Wie dürfen wir auch streiten. Die Grenze ist da, wo das Existenzrecht Israels bestritten oder infrage gestellt wird. Die Grenze ist da, wo Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland wieder ihre Identität verbergen aus Sorge und Angst.
Hier gilt: Nie wieder! Und dafür müssen wir gemeinsam aufstehen und einstehen.
Nie wieder! Ein Versprechen. Und eine Verpflichtung.
Hier gilt: Nie wieder! Und dafür müssen wir gemeinsam aufstehen und einstehen.
Nie wieder! Ein Versprechen. Und eine Verpflichtung.
Und eine Position mit biblischem Fundament: Paulus erzählt davon im Römerbrief. Er wählt das Bild eines Olivenbaums und er erinnert die Christen, an die er sich wendet, an die Grundlage ihres Daseins:
„Wenn die Wurzel heilig ist, dann sind es auch die Zweige. Einige Zweige sind aus dem edlen Olivenbaum herausgebrochen worden. Dann hat man dich als Zweig vom wilden Olivenbaum in den edlen eingepfropft. Jetzt wirst du vom Saft aus seiner Wurzel miternährt. Aber meine nicht, dass du den anderen Zweigen überlegen bist. Wenn du es trotzdem tust, dann denke daran: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich."
(BasisBibel, Römerbrief, Kapitel 11, 16b-18)